Die Volkskunst ist aus der sozialen Gemeinschaft gewachsen, autochthon. Sie findet in der Landschaft statt, vor den Häusern und Feldern der Familien, auf dem Platz der Gemeinde, draussen. Diese Kunst ist introvertiert. Die Menschen finden sich im Kreis, schauen sich an. Sie benötigen keine Zuschauer, sind gar nicht auf sie eingestellt. Bald erkannte ich den religiösen und kultischen Hintergrund dieser Tänze, der sich mir immer mehr offenbarte. Man muss diese Tänze tanzen, um dies zu entdecken, muss ganz präsent werden und sie Besitz werden lassen, um ihre heilende, therapeutische Wirkung zu erleben und zu spüren. Dann eröffnet sich dem Tänzer ihr religiöser Ursprung, der Weg zur Einheit und die Lösung aus der Vereinzelung hin zur Gemeinschaft, zu einem schwingenden Miteinander, und dem Tanzenden fliessen Kräfte zu aus einer sich stets regenerierenden Quelle.
Bernhard Wosien (1908–1986, Tänzer, Ballettmeister, Choreograf, Tanzwissenschaftler und Zeichner) hat durch seine Forschungsarbeit einen wesentlichen Beitrag geleistet zur Erhaltung und Bekanntmachung der traditionellen Kreistänze. 1976 hatte er seine «Meditation des Tanzes» und traditionelle europäische Tanzfolklore in Findhorn eingeführt, der weltweit bekannten spirituellen Gemeinschaft im Norden Schottlands. So wie die Menschen, die dort leben, fühlte er sich den Idealen von «One Earth» und «One Humanity» verpflichtet. Das umfassende Wissen, welches er seinen SchülerInnen mitgegeben hatte, bildete das Fundament für die Weiterentwicklung des meditativen Kreistanzes.